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Donnerstag, 20. November 2008

Generation: failure

Error 404:Ihre Generation konnte leider nicht gefunden werden,
bitte überprüfen Sie den Namen und die Schreibweise


Entschuldigung, haben Sie meine Generation gesehen? Es tut mir Leid, Sie mit so etwas zu belästigen, aber ich komme hier nicht mehr weiter. Die 68er kennt jeder, nicht erst seit ihrer Wiedergeburt pünktlich zum 40. Jubiläum. Alles Gute hier noch einmal nachträglich, ganz famose Menschen, diese Hippies oder zu deutsch Gammler, die damals auf die Straße gingen um die wir-haben-ja-nichts-gewusst-Generation abzulösen. Das Aufbegehren gegen eine allgemein um sich greifende Sozialdemenz, die gleich nach dem ideologischen Wahn und anschließenden Bankrott einer Gesellschaft einsetzte. Diejenigen, die auch heute noch allzu gerne vergessen und verdrängen würden gäbe es sonst immer noch. Wären die 68er nicht gewesen..

Es kann aber auch nicht jeder Zeit ein so revolutionär Geist inne wohnen, Schließlich war inzwischen noch genug Platz für die Null-Bock Generation, die Generation Golf, die Generation X und die tja,...


Damit befinden wir uns wieder bei meinem Dilemma. Was macht eine Generation eigentlich aus? Um der vorherrschenden medialen Meinung zu folgen, ist meine Generation, neben allgemeiner Trink-Sucht und gewaltverherrlichenden Computer-spielen von Arbeitslosigkeit, Schulabbruch und assozialen Tendenzen geprägt. Wird man uns also die Säufer-Generation nennen, die Ammok-Generation oder die Asso-Generation? Aber genau da liegt der Hase im Pfeffer begraben. Wie definiert man jetzt eine Generration. Wohl nicht über die aktuellen gesellschaftlichen Tendenzen denen nachgesagt wird in einer bestimmten sozialen Gruppe vorzuherrschen. Vielleicht ist die Allgemeinheit zu betrachten wirklich gerade der Fehler bei der Generationenfindung. Denn ist es wirklich die Masse allein die eine Generation ausmacht, oder sind es die Leistungen, einiger Angehöriger, an die man sich später errinnert und die man mit der Jugendbewegung eines ganzen Jahrzehnts in Verbindung bringt, die eine Generation definiert?


Denn wenn wir jetzt etwas tiefer unter die Oberfläche schauen, kommt da plötzlich viel mehr heraus und es wird immer schwieriger: warum nicht Generation-Integration oder Generation BWL oder Generation-ohne-Rente?

Um wieder zu 68 zurückzukehren, wer bedenkt denn die ganzen nicht68er-68er? Also, die die während auf den Straßen gekämpft und in den Kommunen gefeiert wurde, an Ihrem Schreibtisch oder in der Straßenbahn saßen, in die Schule gingen, gerade schliefen? Ich muss zugeben, dass meine Mama und mein Papa weder von den Wasserwerfern und Schlagstöcken der Polizei, noch von den Tiraden der Springer-Presse zurückgeworfen wurden. Sie waren schlicht und einfach beschäftigt. Denn auch damals wurden Lehrlinge ausgebildet, Buchhalter beschäftigt oder in Cafés getanzt.

Jetzt sind entweder meine Eltern die einzigen beiden Deutschen, die damals gerade nicht konnten, oder irgendwo in dem Generationen-Denken hat sich ein Fehler eingeschlichen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass eine Generation immer erst dann entsteht, wenn Sie schon vorbei oder noch nicht weiß, dass sie ist. Sie definiert sich dann selbst als Generation, wenn der Fokus der Gesellschaft sich auf die Ausschweifungen einer neuen Jugendkultur richtet. Dann fällt den nicht mehr ganz so Jugendlichen auf, dass die Heranwachsenden einen Bruch mit der Gesellschaftlichen Linie vollziehen. Sie sind eben eine eigene Generation. So wird eine soziale Gruppe, sie sich selbst nicht in das Raster der Gesellschaft einordnen möchte, durch andere in eben einem solchen Raster definiert

.

Doch mit dieser Einordnung wandelt sich auch gleichzeitig das Bild der eigenen Vergangenheit. Der Ausdruck des eigenen Aufbegehrens gegen eben diese gesellschaftliche Linie kommt zum Vorschein, und die Verklärung der eigenen Jugend wird perfekt durch die Inanspruchnahme einer Selbst-definition: „In unserer Generation, da war das noch ganz anders“ als „in eurer Generation, da weiß man das ja gar nicht mehr zu schätzen“.

Das macht die Sache aber nur noch komplizierter, denn die eigene Generationendefinition möchte die der restliche Gesellschaft ablösen. Es ist schwer jemanden zu finden der sich selbst und bewusst der wir-haben-ja-nichts-gewusst Generation zuordnet. Viel lieber ist man Teil der Nachkriegsgeneration oder der Wirtschaftswunder-Generation.

Und so wird der allseits so gerühmte, der so wichtige und gleichermaßen gehasste Generationenkonflikt zum fragwürdigen Wortspiel, zum Konflikt in erster Linie mit sich selbst.

Um wieder auf mein Problem zurückzukommen, wie soll ich mich als Individuum einer Generation zuordnen können, die in 15 Jahren eine ganz andere ist?


Die Verklärung einiger weniger zum Synonym vieler, egal ob durch die Gesellschaft oder sich selbst, schafft ein völlig irreales und trotzdem ziemlich genaues Bild, eben dass einer ganzen Generation. Also bleibt mir wohl nichts anderes übrig als zu hoffen, dass die Tendenzen der Menschen die sich in meinem Alter befinden auch die meinen wiederspiegeln und mich in die selbe Schublade schieben zu lassen. Außerdem habe ich in fünzehn Jahren nocheinmal die Chance mich selbst neu zu definieren.

Vielleicht findet bis dahin ja die nächste Generation eine Lösung für mein Problem.